AMo6 – Brief an Walter Gropius
Wien, Freitag, 13. Januar 1911
13 Januar
1911
Mein lieber
Erst vor ein paar Tagen bekam ich zwei Briefe von Ihnen. – Ich hatte immer nach A M 50 gefragt – das war doch die Chiffre[,] die wir ausgemacht hatten, nicht wahr? immer kam ein „nichts“ zurück[.] Ich konnte mir garnicht erklären[,] warum ich so garnichts von Ihnen höre. – Zufällig sah ich vor ein paar Tagen durch das Guckerl Ihre Handschrift und A. M. 40, anstatt. 50. – ich gieng dann wieder hin und bekam Ihre beiden Briefe –
scheint es Gottlob besser zu gehen, – ich bekam gestern einen sehr lieben Brief von ihr, – der mich wieder etwas beruhigt hat, – – sie schont sich sehr, macht wenig mit, arbeitet fleissig, – das sind alles gute Nachrichten. Ihre Verschnupftheit über die Wiener Architekten ist ganz ungerecht, – sie hat ja noch gar nichts gesehen, als das kleine Skizzerl von meinem . hat das ganz und gar umgemodelt und macht
jetzt noch einen zweiten Plan von einem Hochparterrebau – . Unter dem Dach sind nur Dienstboten und Fremdenzimmer – mir hat der Plan sehr gefallen, – ich finde ihn praktisch, – es fällt das lästige Stiegen steigen weg und hat was sehr gemütliches. – So wie ich den Plan in Händen habe, – hatte ihn mir schon für Montag versprochen, – schicke ich ihn, oder vielmehr beide Pläne an Sie, – damit Sie sie sehen und eventuell darüber berichten. – Auf Sie hört sie wenigstens. – Sie müssen mir die Pläne dann aber
umgehend zurück schicken. Centralheizung bei einem Landhause[,] dass [!] im strengen Winter nicht bewohnt wird, halte ich für einen Unsinn. – Luftheizung ist ungesund, macht furchtbar trockene Luft –, – das einzige wäre da Warmwasserheizung und da ist Gefahr in der grossen Kälte 1000 Mt hoch, – dass das Wasser in den Röhren friert und die Rohre springen oder man muss immer den Kessel ganz leeren, bei jedem Fortgehen. – Ich bin für gute schwedische Oefen, im Stiegenhaus einen Dauerbran\d/ofen[,] der fesch eingebaut ist, im grossen Wohnraum einen offenen Kamin. Wo das Holz
billig ist, wird \man/ doch un[be]dingt damit heizen. Das ganze Haus duftet[,] wo mit Holz geheizt wird. – Wegen Licht wollen wir uns noch erkundigen[,] ob nicht ein Anschluss an elektrisches Licht möglich ist, – die nächste Station vom Haus wird 3/4 Stunden entfernt sein. – Es kommt also darauf an[,] wie hoch es kommt, wird das nicht gehen[,] so werden wir unbedingt die Gasheizung machen. – Ich habe bereits Prospekte von einer Wiener Firma bekommen[,] die ganz dasselbe Licht herstellt wie die deutschen Firmen,
es kommt wohl etwas theurer[,] aber dafür hat man den Vortheil[,] dass die Fabrik in der Nähe ist, wegen etwaiger Reparaturen. –
Mein ist schon seit 14 Tagen in Paris, – er stellt dort eine Delacroixausstellung zusammen.
Also lieber –, hoffen wir, dass es weiter so gut geht. –
So wir die Pläne haben[,] bekommen Sie sie. Inzwischen viele herzliche Grüsse –
Ihre getreue
Apparat
Überlieferung
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Quellenbeschreibung
1 DBl. (4 b. S.) und 1 Bl. (2 b. S.) – Briefpapier.
Druck
Erstveröffentlichung.
Korrespondenzstellen
Antwort auf WG107 vom 28. November 1910 oder kurz danach (Sie schwiegen auf meine neuliche Frage über Alma[s] allgemeinen Gesundheitszustand): Alma scheint es Gottlob besser zu gehen.
Datierung
Datiert durch : 13[.] Januar 1911.
Übertragung/Mitarbeit
(Jannik Franz)
(Tim Reichert)
zwei Briefe – möglicher Entwurf dazu: WG107 vom 28. November 1910 oder kurz danach.
A M 50 – Chiffre für Postlagersendungen nach München im September 1910, s. AM28 vom 3. September 1910, und nach Wien und Paris im September und Oktober 1910, s. WG72 vom 13. September 1910 und AM38 vom 29. September 1910.
A. M. 40 – veraltete Chiffre für Postlagersendungen nach Toblach im Juli und August 1910, s. WG5 vom 17. Juli 1910.
zweiten Plan – vgl. den ersten Plan in AMo5 vom 26. November 1910, s. Themenkommentar: Haus Mahler.
Delacroixausstellung – , französischer Maler.